Das ist Kunst

Donnerstag.

Berlin.

Wer an einer staatlichen Kunsthochschule aufgenommen werden will, muss vorher seine “künstlerische Eignung” beweisen. Also sich aufwendigen Testverfahren unterwerfen.

Alljährlich wird ein immenser Aufwand betrieben, um geeignete Kandidaten zu finden und ungeeignete auszusieben.

Jahr für Jahr werden dadurch die Seelen unzähliger junger Menschen gebrochen. Und ich rede hier nur von Bildender Kunst, Literatur u.ä. 

Erwähne noch nichtmal die Tortur der Aufnahmerituale staatlicher SCHAUSPIELSCHULEN.

(Bzw. doch)

Jeder Idiot mit dem entsprechenden Notendurchschnitt kann Lehrer werden, oder Arzt. Muss sich einfach nur EINSCHREIBEN.

Aber für Möchtegern “Künstler” oder “Schauspieler” werden die Hürden staatlicherseits hoch gelegt. Warumwarumwarum??? 

Lasst doch jeden, der es will, Künstler werden.

Ob begabt oder nicht, ist doch egal. Das siebt sich doch später sowieso von alleine aus.

Von ungeeigneten Lehrern oder Ärzten ist doch ein viel höherer gesellschaftlicher Schaden zu befürchten, als von unfähigen Künstlern. 

Wenn man es von dieser Warte aus betrachtet, lässt sich außerdem feststellen:

Der größte gesellschaftliche Schaden wird im Fall der Fälle sowieso nicht von Möchtegernkünstlern verursacht, sondern von VERHINDERTEN Möchtegernkünstlern.

(Hitler)

Jeder hat doch in seinem Freundeskreis mindestens eine Person, die eigentlich irgendwann mal Künstler werden, oder sein wollte, bzw. er/sie/es wurde selber an irgendeiner Kunsthochschule abgelehnt oder es hat mit der Kunst aus anderen Gründen nicht geklappt und ist darum Lehrer geworden, oder extra kein Lehrer und macht dafür jetzt mehr oder weniger erfolgreich irgendwas Anderes, oder gar nichts und es ist ihm egal, was er macht, und er ist frustriert und mehr oder weniger offensichtlich wütend auf alles und jeden, besonders aber natürlich auf Künstler, also die, welche es geschafft haben, oder ihr Ding machen.

Was die verhinderten Künstler dann natürlich total schlecht finden und wenn sie es gut finden, dann nur, weil sie behaupten, man hätte ihnen die Idee geklaut, oder sie hätten es auf jeden Fall besser gemacht.

Das Leben solcher Leute, die EIGENTLICH auch mal Künstler werden wollten, ist ab dem Moment im Grunde vorbei, wo DIE ihn nicht genommen haben.

Nichts kann das Trauma, nichts die Scham, nichts den Schmerz lindern, damals von einer oder mehreren Kunsthochschulen abgelehnt worden zu sein.

Klar könnte man beschwichtigen und das tun ja auch alle:

Staatliche Kunsthochschulen sind nicht das Gelbe vom Ei , müssen im Grunde nicht sein, es gibt immer einen Weg wenn man wirklich will, privat geht auch und New York -Lee Strasberg und Masterclass auf Youtube, außerdem Tiktok, Andy Kassier, Banksy, Mickymaus, die siamesischen Zwillinge aus Montenegro

und und und.

Aber aber aber.

Aber nichts ist schwerer, als sich einzugestehen, kein Künstler zu sein. Lieber EIGENTLICH auch Künstler sein, als kein Künstler zu sein.

Obwohl es sogar stimmt. Es passiert gart nicht selten, dass man da ins abhaten kommt, wenn man sich tummelt und man dann sieht, wieviel und was für ein Schrott fabriziert wird, von den Kunsthochschulabsolventen und den anderen Künstlern dieser Welt. Und was da für Preise aufgerufen werden!

Da kann einem gelegentlich schon die Hutschnur hochgehen.

Aber es ist wie es ist. Wer seinen Schrott zeigen und verkaufen will, muss diesen Weg gehen. Muss angenommen werden.

Mappe/ Eignung/Kommission/Liste/Nummer/Brief/Zulassung/Einschreibung.

Anders gehts nicht. Geht nicht anders.

Schüler/ Meister/ Hohe Weihe/Kleiner Kreis/

Perversion/Missbrauch/Turner- Prize

Schmuddelig ist es in den Elfenbeintürmen.

Als ganz normales Muttersöhnchen steigt man mit der „Mappe“ unterm Arm hinauf. Unschuldig, strebsam, naiv und stolz auf die „künstlerische Eignung“, welche einem perverse Profs mit gierigen Penissen und gefräßigen Mösen, nach einem mehr als flüchtigen Blick, auf die immergleichen, mit zittriger schweißnasser Hand geschmierten „Landschaftsstudien“ und „Akte“ aus dem „Mappenvorbereitungskurs“ bescheinigten.

Landschaft und Akt ist der „künstlerisch geeignete“ Künstler in den Augen der Jury, nämlich selbst, aufgrund seiner schon von Weitem mit Kennerblick, gescannten Alabasterhaut und anmutig gerundeten Pobacken.

Was wirklich in den heiligen Hallen passiert, darüber wird schon viel zu lange geschwiegen. Was auch immer es ist, es geschieht nach allen „Regeln der Kunst“.

Egal ob sie das Studium abbrechen, oder cum laude.

Alle gehen in die Metamorphose. Aus süßen scmetterlingsmalenden Jungkreativen werden Raupen.

Krakeelend schwirrt alljährlich ein neuer Schwarm von aggressiven Artschool- Masterclass- Absolventen ins Freie.

Tasten mit gierigen Künstlerhänden Bürgerhäute und Arbeiterfelle nach Wunden ab.

Wenn sie eine gefunden haben, legen sie ihre Finger hinein.

Erschaffen schaurigschöne Relevanzgefühle.

Seelisch zerstört, innerlich tot und geistig leer, invadieren sie Innenstädte und Dörfer.

Alles was leersteht, wird „zwischengenutzt“.

Finden die Kreativen keine Räume, machen sie Lärm und stellen Forderungskataloge auf.

Was früher „Volk ohne Raum“ war, ist heute „Künstler ohne Raum“ und tausendmal aggressiver.

Mit den allseits bekannten Folgen.

Jeder schimmlige Keller, jede halbverfallene Hinterhofgarage, ausgebrannte Hundefutterfabrik, jede einsturzgefährdete, asbestverseuchte Stasi- Panzerwaschanlage wird zu Atelier, Galerie, Project Space. Drumherum entstehen Blasen.

Mieten steigen, Rubel rollen. Innenstädte veröden.

Die leeren Gassen werden gesäumt von bodentiefen Panzerglasscheiben der Galerien, Banken und Schönheitskliniken.

Dahinter White Cubes, Tag und Nacht in kaltes Licht getaucht.

Damit man sie immer sehen kann. Da hängen sie an allen Wänden. Stehen sie herum.

Die „Arbeiten“. Abstraktes Öl, polierte Plastik.

—-

Kunst, Kapitalismus, Kunsthochschulen und Förderprogramme.

Die vier Reiter der Apokalypse.


Aber „Künstlerische Eignung“ ist nur ein Code für „würde ich gern mal richtig schön von hinten einzelunterrichten“

Für Kunstskills braucht man keine „künstlerische Eignung“

Es genügt, mitzuschreiben und sich für die Sache zu interessieren. 

Also, wenn jemand Maler werden will, dann lasst sie das doch lernen:

Mischen, schmieren, kombinieren, goldener Schnitt, silberner Schnitt, schnitzen, schneiden, rahmen, kleben, Rahmen kleben, Kleber bügeln, Bügelperlen schnitzen usw. 

Ob am Ende was Kunstmäßiges rauskommt, sieht man ja dann. Wenn nicht, kann er was anderes machen. Oder nicht. Merkt keiner. Interessiert niemanden. Sowas kommt vor. Sogar jetzt schon.

Wenn jemand unbedingt Schauspieler werden will, ist das doch eigentlich sehr erfreulich. Bringt ihr das halt bei. Spart euch doch das Theater vorher.

Wer will denn jedes Jahr aufs Neue sehen, wie sich Kleinstädterinnen Bettücher um die nackten Schultern winden, sich die Seele aus dem Leib brüllen und sich auf schwarzem Linoleum wälzen, um zu beweisen, dass sie sich auf Befehl in Medea oder Medusa reinversetzen können.

Lasst sie doch ungeprüft einfach spielen lernen, wenn sie das unbedingt wollen. Schadet doch nix. 

Ist doch besser, als wenn sie aus Enttäuschung wegen der zehnten Schauspielschulablehnung, anfangen Pornos zu drehen oder privatfernsehen.

Außerdem, wenns jeder darf, dann will es auch nicht mehr jeder, weil ja der Nimbus dann weg ist.

Ich halte das für ein krasses gesellschaftliches Experiment und außerdem für dringend notwendig, ab sofort sämtliche Kunsthochschulen, Schauspielschulen, Filmhochschulen usw usf für jeden, der dahin will, zu öffnen. 

Kann sein, dass das teuer wird und Steuergelder.

Aber egal. Koste es, was es wolle. Um jeden Preis.

Wird aber nicht passieren.

Es gibt nämlich, wie gesagt, extrem miese Gründe, warum man der Kunst den Nimbus nicht nehmen will. 

Außerdem wollen es natürlich die Künstler*innen selbst nicht, dass man ihre Ausbildungsstätten für alle und jeden öffnet, ist ja auch logisch, weil sie nämlich gehirngewaschene Systemknechte und eierlose Pseudoanarchos sind und da komplett mit drin hängen, also erst vom System missbraucht und dann zum Mittäter wurden. Bzw. das System sind.

„Schwarze Schafe“ aus Unternehmerfamilien, die für die Investmentfonds und Immobilienportfolios ihrer Clans den Weg bereiten.

„Künstlerische Eignung“ ist schließlich auch ein Code für:

Gehört zu unserer Kaste und wird uns keine Steine in den Weg legen.

Weiß, wie der Hase läuft.

bzw.

„supergut fernsteuerbare, minderwertigkeitskomplexgeplagte, größenwahnsinnige selbsternannte extraspezialistin für nichts“

bzw.

„von geldgier und erfolgshunger restlos zerfressene rückratlose unterdrückungsagentin aus gutem hause“

oder für

„karrieregeile, obrigkeitshörige, scheinsubtile nullcheckerdemagogin aus der oberklasse“

Ich weiß, dass ich recht habe, denn alle Künstler zucken unangenehm berührt zusammen, wenn ich mir ihre „Arbeiten“ ansehe und sage: “Wow wow wow, I like. Du hast es drauf. Aber was ist mit den 1000 Leuten, die sich damals gleichzeitig mit dir an dem renommierten Superinstitut beworben haben und nicht genommen wurden, im Gegensatz zu dir und den drei anderen Genies?” 

“Die waren halt nicht so begabt wie ich”, sagt die Künstlerin, zuckt mit den Achseln und hält sich für was Besseres.

Weil sie ausgewählt wurde und die anderen nicht. 

Und das ist aber leider lupenreiner Faschismus. 

Und wie soll man mit solchen Leuten den Faschismus bekämpfen?

Mission impossible.

Nicht umsonst sind die Worte “Künstler” und “Hitler” einander phonetisch nicht ganz unähnlich.

Diese Erde wird niemals ein lebenswerter Ort werden können, solange sie weiterhin weltweit, Jahr für Jahr für Jahr, von den sich sinnlos elitär fühlenden Horden der nutzlosesten aller nutzlosen Parasiten- nämlich den staatlicherweise mit Nimbus versehenen Absolventen der Kunsthochschulen, also Künstlern mit „künstlerischer Eignung“ zuerst „aufgewertet“ und anschließend von ihren Brüdern und Schwestern im Geiste, meistbietend verkauft wird.

So wie der Künstler danach strebt, Leben und Lebensräume für seine Kunst zu verwerten, so strebt der Kapitalist nach Verwertung für seine Portfolios.

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