Zuschauen- Entspannen- Nachdenken

Dieser Typ der da immer hinterm Tresen steht, ich kenne den irgendwoher, aber woher- in diesem Café in Mitte, welches ich neulich entdeckt habe, unglaublich günstig, für die Gegend jedenfalls- keine Musik und kaum Gäste, da hat man absolut seine Ruhe und kann sich da Stachelbeersahnetorte gönnen und Bier und auch sonst alles und seine Zeit verplempern und auf die Spree gucken und den Touristen zusehen, wie sie vorbeigehen und nicht reinkommen, weil das Interieur sie abschreckt- denn dieser Laden sieht so ostig aus, so nach DDR 1985, mit seinen hellbeigefarbenem Mobiliar aus Holzersatz gefertigt und den Kunstblumen auf den Tischen und den schiefhängenden Farbfotodrucken von der East- Side- Gallery und ich frage mich wie sich der Laden überhaupt hält, wahrscheinlich hängt da die Stasi mit drin, und auch er erkennt mich, jedenfalls guckt er immer so, man sieht dfass auch bei ihm die Rädchen rattern, wenn er mich erblickt und wir reden auch immer ein bisschen übers Wetter oder Ähnliches, aber ich kann ihn das nicht fragen, oder will es auch nicht, denn dann müsste man ja Orte aufzählen, woher man sich kennen könnte und das wird dann so persönlich und wenn man dadurch nicht drauf kommt, dann weiß der aber schon ganz viel über mich und solange ich aber nicht weiß, woher ich ihn kenne, soll der aber nicht ganz viel über mich wissen, oder wir kommen drauf, woher wir uns kennen und das ist dann aber irgendwas Blödes, oder wir kommen nicht drauf und dann hätte man sich das Gespräch erst recht sparen können, also lasse ich die Frage lieber ungeklärt. Wie macht ihr das? Wie geht ihr mit solchen Situationen um? Schreibts in die Kommentare. 

Ich habe jetzt eine funktionierende Morgenroutine für mich gefunden, aber was soll ich danach machen? Es gibt immer nur Morgenroutine, aber keine Tagesroutine und jedesmal wenn die Morgenroutine vorbei ist, muss ich mir ausdenken, was ich dann machen soll, bis zum Abend- ab da bin ich wieder in Sicherheit, denn ab da greift ja wieder die funktionierende Abendroutine und nachts schlafe ich inzwischen wieder sehr gut. Keine Alpträume mehr. Vorher habe ich auch immer gut geschlafen, aber eben mit Alpträumen. Neulich zum Beispiel habe ich geträumt, dass ich an seinem Haus vorbeigehe, das war zur Hälfte weggebombt oder abgerissen, aber seine Hälfte stand noch und er war wohl zuhause, denn das Fenster stand auf und ich wollte weitergehen, aber dann kam mir sein bester Freund entgegen und sprach mich an. Er sagte: Ruth, dem gehts wie immer: schlechter denn je, und ich habe mich ein bisschen darüber gefreut, das ist schlecht von mir, aber ich kann nichts dafür, es war ja im Traum und ich habe geantwortet, das ist mir egal und ich wills nicht wissen aber der Freund redete weiter und sagte, dass er inzwischen wieder eine feste Freundin hat und er hätte sich bei ihm über die beschwert, weil die immer so schnarcht und dass er das nicht mehr aushält und das gab mir einen Stich und ich dachte: Frechheit, die vertraut ihm so sehr, dass sie mit ihm in einem Bett schlafen kann und zwar so fest, dass sie schnarcht, ich konnte nie einschlafen, wenn ich bei ihm war, weil er mich so gestresst hat und ist doch schön, dass er eine Freundin hat, gut für ihn, aber ich will das bitte überhaupt nicht und auf keinen Fall wissen und der Freund redete weiter, während ich das dachte im Traum und das brachte mich auf die Palme und dann konnte ich mich nicht zurückhalten und fragte nach und jetzt sagte der Freund aber: 

-Oh nein, das sage ich dir lieber nicht. Ich hätte sowieso nichts davon sagen sollen. 

Und ich sagte:

Ganz genau, aber ey, das geht nicht, das ist unfair, du kannst nicht einfach damit anfangen und wenn ich dann aber was Genaueres wissen will, plötzlich damit aufhören, also erzähl mir alles und zwar sofort. 

Aber er schüttelte nur den Kopf und machte dicht und ich war so genervt, als ich aufgewacht bin. Und dachte, genau so wird es sein, es stimmt immer, was ich von Leuten träume, aber na und, besser ich träume das nur, als das in echt mitzukriegen, denn ich will davon und von ihm einfach gar nichts mehr wissen, obwohl es mir egal ist, oder genau deswegen. 

Wenn man jemanden längere Zeit nicht gesehen hat und dann begegnet man sich zufällig irgendwo und man spricht miteinander und währenddessen stellt man fest: Der hat sich gar nicht verändert und macht immer noch denselben Mist wie früher und erzählt auch immer noch das Gleiche wie früher, dann denkt man sich: 

Oha, ich hab echt nichts verpasst und wie alt ist diese Person geworden, total festgefahren und erstarrt, in den immer gleichen Mustern hängengeblieben, eine Karikatur seiner/ihrer/deren selbst.

Oder man denkt: 

Wow! Der/die/das- was für eine tolle Person. Einfach herrlich! Kein bisschen gealtert, immer er/sie/es selbst geblieben, unverändert, hat sich den jugendlichen Spirit bewahrt, ein Vorbild für die Menschheit.

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Wenn ich jemanden treffe, dessen Gesicht mir bekannt vorkommt, ich weiß allerdings nicht woher, grüße ich freundlich und gehe schnell weiter. Ich habe schon häufiger Schiffbruch damit erlitten, in der Vergangenheit. Einmal umarmte ich jemanden, weil ich mir sicher war, wir hätten uns ziemlich nah gestanden, einst, und dann stellte sich aber heraus, sie hatte mich nur mal auf der Bühne gesehen. Sie wirkte perplex, fand das sicher übergriffig, voll peinlich.

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