Die feine englische Art

Wenn man sich bei Spotify von Track zu Track klickt, auf der Suche nach neuer Musik, wird man ungeduldig und reichen wenige Sekunden, um zu entscheiden, ob der Track mit auf die neue Liste kommt und dann verfeinert sich das Gespür noch mehr und ich entscheide anhand des Covers und des Tracknamens, und wenn die ok sind, dann lese ich den Anfang der Bio und wenn da steht: 

“DJ Schaumkatze refuses to follow trends.” skippe ich, weil man dann ja gleich weiß, dass Schaumkatzes Musik tausendmal gehörter maximal abgenudelter Mainstream ist, wo man sich schon nach der ersten Sekunde genau weiß, wie es weitergeht und darum kann man den skippen, denn wer sich Trends verweigert, der wiederholt einfach nur alte Muster und die kennt man ja inzwischen, also ich und darum weiß ich das. 

Ich skippe den Track und den nächsten übrigens auch, das ist schon wieder so ein Chanson. 

Das ging 98 los, als “Moon Safari” von Air erschien. 

Wenn man die CD aufgelegt hatte, öffnete sich schon bei den ersten Takten von “La femme d’argent” die Wolkendecke am Himmel, oder es schien so, denn der graue Tag wurde heller  und die Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer und brachten Licht und Wärme, der Staub tanzte in den Strahlen. 

Und dann kam “All I need” und wenig später, fand man sich draußen wieder, war man dem unwiderstehlichen Drang gefolgt, rauszugehen, hinein in den Frühlingsnachmittag, um sich, von irgendwoher ein geblümtes Kleidchen (kleine Blümchen! vorn durchgeknöpft) aus dünnem Baumwollstoff zu besorgen, das anziehen und weiter nichts, außer Söckchen und Chucks, Strickjäckchen, falls es nachher kühl wird und los, sich in Affären mit dem Freund der besten Freundin stürzen. 

Er wartet auf mich, im Billardsalon, der Gewissenlose. Er der Jackpot, die Nadel im Heuhaufen, der erste und war einzige Mann mit fragwürdigem Charakter in Berlin Mitte. 

Den Tisch und die Drinks muss ich bezahlen, den Rest hat er dabei. Auf Herrentoilette, zweite Kabine von links, liegt meine Ration. 

Später gehen wir in den Rohbau am Spreeufer, da liegt schon die Auslegware drin, aber die Fenster haben sie noch nicht eingesetzt. 

Der Vollmond leuchtet hell in die zukünftigen Büros hinein, wir suchen uns eins aus und legen uns nackt in das Viereck aus Mondlicht. Wir küssen uns und der Teppich riecht neu und sein Haar riecht nach Patchouli und er setzt sich auf und zieht mich auf seinen Schoß. Meine Beine umschlingen ihn, unsere Körper bilden eine Lotusblume, die aus der Mitte heraus pulsiert, im Mondlicht schaukeln wir auf dem Teppichbodensee. 

2002 erschien Quel qu un ma dit von Carla Bruni und 2006 5:55  von Charlotte Gainsbourgh und ich mochte dies und vieles mehr, aber mittlerweile kann ich sie nicht mehr hören, die mädchenhaften Stimmen, sexy hauchend und die süßen Melodien, oder die rauhen Männerstimmen, nuschelnder Sprechgesang. Non. Je non peut plus. 

Jeudi, août, 1998. 

Était-ce moi,

Où? Ville perdue,

Avenue inconnue,

À minuit,

J’étais nue,

Dans sa chambre avec vue,

J’étais belle comme une statue.

Il m’a dit,

O la merci, j’ai répondu.

Et j’aime me souvenir de ce qui s’est passé ensuite, 

jusqu’à aujourd’hui:

Parasol, parapluie,

La lumière, la jalousie,

Les drinks, les draps,

L’infini.

Est devenu,

Des jolis rêves,

Tôt le matin,

Et comme ça,

 j’ai disparu,

Je me suis perdue.

La ville figée,

Sous la pluie,

Un homme éperdu cherchait sa femme absolue.

Elle n’a jamais existé. Plus.

Où es-tu ? Dis-moi où je suis,

Jusqu’au rien ne va plus.”

Neulich hat jemand zu mir gesagt, du schreibst so toll Ruth, ich bin Riesenfan, deine Bücher verschlinge ich, so amüsant sind die. Ich finde, du schreibst so ähnlich wie Ildiko von Kürthy. 

Vielen Dank, sagte ich und dachte WHAT? and WHY? 

Warum sagt sie das zu mir, womit habe ich das verdient, was habe ich ihr getan? Und schrieb das auf auf die Liste. Also nicht wirklich, aber der Spruch kam in meine Sammlung, ein wirklich hübsches Exemplar. 

Ich sammle die nämlich. Alle Gemeinheiten, die man mir antut, die werden gewissenhaft protokolliert und sorgfältig verwahrt. Falls ich mich mal rächen muss, oder wenn ich jemanden länger nicht gesehen habe und der Schleier der Erinnerung und mein Wunsch nach Love, Peace and Harmony auf vergeben und vergessen drängen, aus purer Wiedersehensfreude und um der alten guten Zeiten willen, aber die sind vorbei und weswegen eigentlich? Und dann sehe ich auf meine Liste und dann weiß ich wieder warum und kann reserviert bleiben und die schützende Mauer aufrecht erhalten, sie davor bewahren, von Sentimentalitäten zerfressen zu werden und schwups hat man die Laus wieder im Pelz und erlaubt sich weitere Unverschämtheiten. 

Manchmal benutze ich das Material auf der Liste auch, um mich zu entspannen, wenn ich nicht einschlafen kann. Ich rufe alles ab und sehe mir alles an, was man mir antat, schon von Kindheit an und begebe mich in die Opferrolle und rufe mir sorgsam alles ins Gedächtnis, bis das Selbstmitleid kommt und davon wird mir warm, wohlig warm und ich werde matt und klein und schwach, warm, weich und entspannt und ich kuschel mich in die Kissen und Schlaf überkommt mich wie ein Trost.

Oh diese Bösen. Wieviel ich im Laufe der Jahre aufs Dach bekommen habe, ich schrieb Anfragen und Angebote, schlug vor, bewarb mich, bat um Feedback, Aufnahme, Stipendium, Preis, Lesung- was man eben so macht, oder glaubt, machen zu müssen. 

Ich habe so geilen Scheiß fabriziert, mir so viel Mühe gegeben, aber man wollte den nicht, oder man lobt mich, gönnerhaft, als sei ich ein Kleinkind, aber man misst meiner Arbeit keinen wirklichen Wert bei und die gleichen Leute überschlagen sich dann aber vor Begeisterung für irgendwelchen abgenudelten Mainstream und der stapelt sich in allen Buchhandlungen und dann denke ich: Ok, vielleicht ist das ja wirklich gut, habe ja jetzt sooo viel davon gehört, vielleicht ist was dran und dann blättere ich drin herum und finde es unlesbar und langweilig und erschreckend schlecht geschrieben und wieso bekommen die Hardcover und Publikumsverlag und ich bekomme keinerlei NULL kommanull Feedback, nichtmal eine Absage, so als hätte ich werweißwas für abwegiges Zeug eingesandt.

Und die bekommen Lesungen in Buchhandlungen und Bibliotheken, und mir wird gesagt, leider nein, keine freien Termine mehr und ich denke, HALLO? wie stellt ihr euch das vor? Ich bin Mutter, ich brauche Geld. All sowas zähle ich mir auf, wenn ich nicht einschlafen kann, aber das ist nur Sport, ich bin nicht WIRKLICH frustriert. 

Oder ich bekomme einen Termin, wurde ich eingeladen, -warum eigentlich?- vielleicht hatte mein Verlag mir doch mal was zugeschustert, aus Anstand oder Mitleid, gut bezahlt, inklusive Zugticket und Übernachtung und korrektem Honorar und dann wurde in dem Kaff aber irgendwie keine Werbung für mich gemacht, nur ein Post auf Insta drei Tage vorher, auf einem Account mit 200 Followern. Sieben hatten den Post geliked, darunter die Moderation, die Buchhändlerin, die Praktikantin, ich, meine Verlegerin und ein psychisch Kranker. 

Als ich an einem dunklen Novemberabend nach 5 Stunden Zugfahrt ankomme, verzehre ich hastig den Döner, den ich mir um die Ecke gekauft habe, sitze dabei an dem Gästewohnungstisch, der kaum größer als der Döner ist. Schminke mich dann schnell und ziehe mir das ratlos ausgesuchte Lesungsoutfit an, gehe die Treppe hinunter, an den Mülltonnen vorbei und dann durchs Hoftor. 

Ein Mann mit Nickelbrille und spitz über den Bund seiner Bundfaltenjeans ragendem Bauch, der mir bei meiner Ankunft 30 Minuten zuvor, die Schlüssel ausgehändigt hatte, hatte mir bei der Gelegenheit langatmig deren richtigen Gebrauch erklärt. Der kleine für den Müllplatz, bitte unbedingt nach Gebrauch wieder abschließen. Der hier für das Hoftor, also falls ich nach der Lesung noch ausgehen wolle, (wohl kaum!) und wohin denn auch? 

Es war Mittwochabend, wieso hatten die mich an einem Mittwoch hierherbestellt, oder war das meine schuld, weil ich keine Lust hatte, das Wochenende außerhalb von Berlin zu verbringen, anstatt mit meiner Familie,  und außer dem Dönerladen und dem Literaturinstitut war alles zu, brannte nirgendwo Licht, flackerten allerhöchstens Fernseher, war mir auf den 20 Minuten Fußweg zwischen Hauptbahnhof und Kulturstätte, quer durch die Innenstadt kein Mensch begegnet, nur eine Alte mit bodenlangen Röcken und einem Tuch um den Kopf, in Dreiecksform, dessen Zipfel sie unterm Kinn zusammengebunden hatte. Die stand vor einem mehrstöckigen Mietshaus und fegte tief gebückt den Bürgersteig, krümmte sich über einen dieser Strohbesen, mit Stiellänge auf Kniehöhe, wie man sie aus russischen Märchenfilmen kennt, oder aus griechischen Bergdörfern, wie kam die hierher, Baba Jaga höchstpersönlich?

Und wie rum der Schlüssel ins Schloss gehörte und in welche Richtung ich den drehen muss hätte und der hier ist für die Wohnungstür, bitte das obere Schloss benutzen und bitte schon um halb acht dort sein, wegen Soundcheck, und ich dachte, oh nee, nur noch 25 Minuten, um vorher was zu essen und mich umzuziehen und es kommt doch sowieso keiner und wenn ich nachher runterkomme, dann kann ich auch den Hintereingang benutzen, und zwar die Tür da und brauche nicht vornerum durchs Hoftor auf die Straße gehen und ich sagte ja, alles klar, natürlich, verstehe und dann erklärte er nur noch wie man die Temperatur der Heizkörper reguliert- an dem Knopf oben links drehen- 5 ist Maximum, Null ist aus und die Kaffeemaschine, da muss ich den Stecker in die Steckdose stecken, bevor ich die einschalte und wenn ich noch Handtücher oder eine zusätzliche warme Bettdecke brauche, sind die im Schrank. 

Zur Lesung waren erschienen: 

Der Mann mit dem dicken Bauch. Ein Mädchen im braunen Strickpullover und heller Jeans. Die Praktikantin. 

-Was machst du sonst so, studierst du? 

Germanistik. 

Hat sie denn nicht ihren ihren Kommilitonen Bescheid gesagt, wegen heute Abend? 

Sie schüttelte den Kopf und machte ein Gesicht, als ob ich sie was extrem Abwegiges gefragt hätte. 

Nicht zu fassen. 

Die Buchhändlerin hatte den Büchertisch aufgebaut. 

Da lagen sie neu und glänzend aufgestapelt, meine Werke. Außerdem Bleistifte mit dem Logo der Institution, auch Notizblöcke. Weißes Deckblatt mit Logo, drinnen holzige Blätter, im A7 Format, der Bleistift war zu hart, die Linien kaum zu sehen.Ich fragte, ob ich jeweils einen für meine Kindern haben darf und ich durfte. 

Es gab auch blankpolierte Weingläser, mindestens 20 Stück, erwartungsvoll glänzende, sorgsam aufgestellt in Reih und Glied. Das hatte die Praktikantin gemacht. Rot- und Weißwein entkorkt. 

Mir ein Glas eingeschenkt und hingehalten. Lieb.

Der Mann mit dem Bauch sagte, wir könnten die Lesung auch ausfallen lassen, wenn mir das lieber sei. 

Nein, ich hatte doch einen Vertrag unterschrieben! Ich war doch nicht fünf Stunden hergefahren, um ein Glas sauren Weißwein zu trinken. 

Insofern werde ich hier einfach wie vereinbart, meinen Job machen und aus meinem Roman lesen und zwar von 20 Uhr bis 21 Uhr 30 und danach gehe ich durch die Hintertür raus, die Treppe hoch, schließe mit dem entsprechenden der drei Schlüssel, wie besprochen, das obere Schloss auf an der Tür auf. 

Dann von innen abschließen. Rollos runter, duschen, Pyjama, Tee kochen, trinken, den Kühlschrank nach Essbarem durchsuchen, aber da war nichts drin und zum Glück finde ich in meinem Rucksack noch einen Schokoriegel. Den Apfel gleich essen, oder für morgen früh aufheben? Gleich essen. 

Zähne putzen.

Im Schlafzimmer nur eine Deckenlampe, weißes Halogenlicht, keine Nachttischlampe.

Licht aus und ab ins Bett. Wieder aufstehen und die zweite Decke aus dem Schrank holen. Zurück ins Bett. Decken drapieren. Einkuscheln, Handy raus. Akku leer. Ladekabel holen. Keine Steckdose am Kopfende. Ladekabel in die Steckdose unten an der Wand. Handy dranhängen. Handy auf den Boden legen, mich selbst ins Bett. Gute Nacht.  

Im Rathaus hätte man seit Wochen Flyer ausgelegt, hatte die Buchhändlerin gesagt. Keine einzige Voranmeldung hatte es gegeben, per Mail, sagte die Buchhändlerin. Das sei sonst eigentlich immer ganz anders, weil ja auch freier Eintritt. Sie kann es sich nicht erklären.

Ich. Kein Echo, keine Zugkraft. Aber beleidigt sein, wenn man mich mit Ildiko von Kürthy vergleicht. Dabei hätte die hier das Fußballstadion gefüllt, womöglich. Also. Kein Wunder, dass mich alle hassen. 

Ildiko von Kürthy. Mondscheintarif. War ein guter Film. Gut? Wirklich? Keine Ahnung.  Müsste man nochmal ansehen. Außer mir kennt den keiner. Aber man zieht die Augenbrauen hoch und kräuselt verächtlich die Lippen, wenn ich erzähle, dass der unerwartet gut war. 

Aber Film ist Film und Buch ist Buch. 

Ildiko von Kürthy. Ich gehe zum Bücherregal und greife nach meinem Mondscheintarif- Exemplar. Zum ersten Mal im Leben. Ich schlage das Buch irgendwo auf und lese mal rein. Baaah, diese Kuh. Was fällt der ein, da einen Link herzustellen? Geht die auch zu van Gogh und sagt zu ihm: Vincent, ich liebe deine Bilder so sehr, sie berühren mich zutiefst. Und dein Malstil- echt genial- erinnert mich an Bob Ross. 

Aber ok, ich verstehe. Das alte Missverständnis. Leute brauchen Schubladen. Zumindest wenn ihr Gehirn auf Autopilot läuft. Wegen dieser Denke wurde ich auch schon mit Steffi Sargnagel, oder Miranda July verglichen. Warum überhaupt vergleichen? Sowas gehört sich doch nicht? Aber es bringt nichts, sich dagegen zu verwahren. Und wie steht man denn dann da? 

Unsympathisch. Stutenbissig. Unsicher. Überempfindlich. Unsouverän.

Das verstehen die nicht, die haben das doch lieb gemeint. Das finden die unfair und vermessen. Das sind doch ganz tolle Autorinnen, starke Frauen mit Herz und Verstand, wichtige Perspektiven. Sylvia Plath, Irmgard Keun, Hera Lind, Anais Nin. Soooo relatable. 

Sex and the City. 

Frau, Großstadt, Sex, Humor, Gegenwart. Treffende Großstadtminiaturen. Liebevoll werden Großstädter am Rande des Nervenzusammenbruchs skizziert. Das Paarungsverhalten der Großstädter. Männer können nichts und Frauen schlecht einparken. Bridget Jones- Schokolade zum Frühstück. Er steht einfach nicht auf Dich. Harry and Sally. 

Protagonistin ist ein liebenswerter weibliche Clown, Anfang Mitte 30, voller Komplexe, aber trotzdem pfiffig. 

Tolpatschig und schlau, sexy und viel zu nett, handfeste Sinnlichkeit, sympathisch,selbstironisch, scharfe Zunge, impulsiv, Probleme mit dem Selbstwert, das Herz am rechten Fleck, neurotisch, witzig.

Kreiert Lachkracher am laufenden Band: Ständig passieren ihr kleine Missgeschicke, die belegen, wie ganz normal sie ist und wie nicht perfekt und da fühlt man sich als Leserin bodypositiv bestätigt, weil sie halt so eine ganz normale Frau ist:

Im Supermarkt gleichzeitig mit dem Love Interest nach dem letzten Becher Lieblingseis greifen- Magnum Double Sunlover. Sich zuerst ärgern über den Ungehobelten, aber dann direkt wegschmelzen, wegen seiner niedlichen Brille und dem schüchternen Lächeln. 

So geht es los und dann kommt es zum Äußersten und danach ruft er 30 oder 40 Seiten lang nicht an und im letzten Drittel, stolpert sie ohne Brille und mit vollem Karacho wegen äußerster Eile, zu spät dran bei megawichtigem Termin, ausgerechnet in der Lobby vor aller Augen, in IHN und seine magersüchtige Mitte 20 jährige, in teure Klamotten gehüllte, neue Freundin (!!!!)  rein und dabei verschüttet die Protagonistin heißen Kaffee über die beiden und nuschelt sorry, rennt weg und weint auf dem Klo, aber als sie ihre beste Freundin anruft, um ihr Herz auszuschütten und der erzählt, was gerade passiert ist, bekommt sie einen Lachanfall und dann kommt sie zu spät in das wichtige Meeting und vermasselt außerdem den Deal oder die Präsentation, und die Chefin feuert sie fristlos.

Und dann Plottwist: Als sie das Gebäude verlässt, steht da ER hast auf sie gewartet, mit einem Riesenrosenstrauß. Und lächelt wieder so süß unwiderstehlich schüchtern. Und es passiert das, wovon sie nie zu träumen gewagt hatte:  

Er bittet um Verzeihung, und fragt nach einem Neuanfang und gelobt Besserung.

Aber sie hat dazugelernt und lässt ihn stehen. 

Letzte Szene: Protagonistin liegt am Pool in Malle, schlürft Margaritas mit den Menschen die wirklich zählen- Rico, der schwule beste Freund und Rita, die überkandidelte beste Freundin. 

Man plant eine gemeinsame Zukunft. Kinderwunscherfüllung mit Ricos Sperma. Und dann: Shared parenthood. Schluss mit heteronormativ. Happy End. 

Fortsetzung folgt. 

Fortsetzung: Die kunterbunte Patchworkfamilie. Der Haussegen hängt schief, als sich Rita auf dem Spielplatz in Rocco verknallt. 

Teil Drei: Mit dem Van um die Welt.

Teil Vier: Das Haus leert sich, die Kleinen sind flügge, gehen ihre eigenen Wege. Rico erhält eine erschreckende Diagnose und muss gepflegt werden. Rita und Rocco sind immer noch so glücklich miteinander wie am ersten Tag. Und die Protagonistin? 

Fragt sich, ob es eigentlich ein Leben nach den Wechseljahren gibt. Dann bekommt sie einen Brief. So richtig auf Papier mit Porto und Briefmarke. Absender: ER. 

Zitternd öffnet sie den Umschlag. Als erstes fällt ihr sein Foto entgegen: 

Seine Haare sind grau geworden, sein Gesicht etwas faltiger. Aber das Lächeln ist das Gleiche geblieben… 

Er ist wieder zurück in die Stadt gezogen. Ob sie vielleicht mal einen Kaffee mit ihm trinken geht? …

Sie betrachtet sich nackt im Spiegel. Versucht sich mit den Augen eines Mannes zu sehen. Sie findet sich schön, aber er? Würde er sie schön finden? Sie ist gereift, zum ersten Mal im Leben mit sich im Einklang. Dennoch, der Gedanke mit ihm zu schlafen, beängstigt sie. Erregt sie?

Was für ein Unsinn, gleich an sowas zu denken. Sie wird einen Kaffee mit ihm trinken gehen, aus Höflichkeit und Anstand, aber mehr nicht. Sie hat keinen Platz im Leben für einen Mann. Rico braucht sie, ihre Kinder brauchen sie, sie hat ein Haus zu versorgen und eine Firma zu leiten. 

To be continued….

Carrie Bradshaw und Mr. Big: 

Er so: Ich such gerade nichts Festes.

Sie: Dann solltest du mal meine Oberschenkel anfassen. 

Also, man macht echt Einiges mit, als Künstler. Und die aufgezählten Widrigkeiten, die sind ja noch gar nichts, nur ein kleiner Ausschnitt, weniger als die Spitze des Eisberges und meistens vergesse ich die auch gleich wieder, oder dienen sie mir, wie das Leben an sich, als Material und ich bin dankbar, dass ich mich an solchen Kleinigkeiten aufreiben darf und lieber kreiere ich kleine Dramen, als von großen herumgepeitscht zu werden. 

Überhaupt: Was das Verkannt-, Ignoriert- und Übergangenwerden betrifft- dies ist ein normaler Teil des Künstlerschicksals, das gehört dazu, das muss man abkönnen, das ist der Preis der Freiheit. 

She refuses to follow trends. 

For over a decade, she is experimenting since anno dazumal with mixing electrotechno with vibrant beats, cutting edge grooves, hypnotic vocals, exploring the boundaries of the unknown, redefining electronic music with her unique soundscapes and so she became quickly one of the most influential and innovative dancing music acts of all times.

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