Sonntag.
Berlin.
Niemand glaubt mehr an ein Ende der verschärften Kontaktbeschränkungen am 10. Januar. Ich nicht und keine der drei Personen mit denen ich darüber gesprochen habe. Wir glauben sowieso nicht dran und erst recht nicht, weil wegen Weihnachten und Silvester die Covid- Infizierten- Zahlen hochschnellen werden.
Also alles wird schlimmer und schlimmer werden, bis der Mist irgendwann vorbei ist. Also schreibe ich hier weiter vor mich hin, was bleibt mir anderes übrig?
—
Ich räume auf und sortiere einsam vor mich hin. Wühle mich durch das Chaos meines inneren und äußeren Lebens und fange dadurch an, Fraktale zu sehen. Was Sinn macht, denn wo Chaos ist, ist die Chaostheorie nicht fern.
—
Ich räume auf und komme ins Grübeln und sehe daraufhin Fraktale, also, sich nach vorbestimmten Mustern wiederholende Selbstähnlichkeiten.
Also entdecke, dass ich von Anfang an, in Mustern gefangen war und das jeder Ausbruchsversuch, dem bereits Vorherbestimmten, dem immer schon Vorhandenen, nur eine neue Verästelung hinzufügte.
—
Nie wurde das Muster durchbrochen. Immer wurde das Muster erweitert.
—
Also ich erlebe: Die Wiederkunft des Immergleichen.
Also das nietzscheanische meines, und wenn es so ist, dann natürlich jedweden Lebens.
—
Die ewige Wiederkunft des Gleichen, darum gehts in Nietzsches: “Also sprach Zarathustra”.
—
Aber mit Nietzsche hats kein gutes Ende genommen. Muss ich mir Sorgen um mich machen, wenn ich neuerdings Fraktale sehe? Ja klar. Immer.
—
Das Leben in determinierten Mustern, aus denen man nicht ausbrechen kann, ist ja auch ein Grundthema der Geschichte von Ödipus.
Am Ende trifft genau das, ihm von Anfang an Vorherbestimmte, ein. Obwohl, oder gerade WEIL die größten Anstrengungen unternommen wurden, ihm dieses zu ersparen.
—
Ich fühle mich beim Fraktale sehen, auch an die Geschichte vom “Blonden Eckbert” erinnert, eine meine Lieblingsstories.
Im “Blonden Eckbert” passiert Folgendes.
—
Nein, das ist mir jetzt zu kompliziert, das nachzuerzählen.
—
Jedenfalls am Ende dreht Eckbert durch, weil und als er feststellt, dass er mit seiner Halbschwester verheiratet war und das seine beiden besten Freunde nur eine verwandelte Hexe waren, die eben diese Halbschwester aufzog.
Also die Hexe, die Halbschwester, nicht umgekehrt.
Im “Blonden Eckbert” hängt am Ende alles unendlich ausweglos und unendlich miteinander zusammen und deswegen dreht er durch und stirbt in und aufgrund geistiger Umnachtung.
—
Wie Nietzsche. Also aus ähnlichen Gründen eigentlich.
Auf den Moment der Klarheit folgt Verwirrung, weil man mit der Klarheit nicht klarkommt.
—
(Zusatz: Muss man dazu sagen, dass lange nach Nietzsches Tod ein angeblich von ihm stammendes, bisher unentdecktes Manuskript namens “My Sister and I” auftauchte, in welchem es unter anderem um das sehr enge, zu enge Verhältnis zu seiner Schwester Elisabeth ging…?)
—
“Der blonde Eckbert” wurde ebenso wie mein anderes Lieblingsmärchen “Ritter Blaubart” (dessen Kammer ich gestern erwähnte und auch mein eigen nenne) von Ludwig Tieck geschrieben und ist eines der berühmtesten Kunstmärchen der Frühromantik.
—
Im Wort “Romantik” wiederum ist das Wort “Roman” enthalten und mein Roman wiederum beruht auf einer Romanze, was uns zum Romanesco bringt und somit zurück zum Fraktal, also zur Chaostheorie, also zur Wiederkunft des Immergleichen.
—
Denn, was den Romanesco in diesem Zusammenhang interessant macht, ist sein Blütenstand, der sich durch hohe Selbstähnlichkeit auszeichnet… also, dass er eine eindeutig sichtbare fraktale Struktur besitzt…
—
Was aber ist der Romanesco? Der Romanesco ist eine Blumenkohlart, die in der Nähe von Rom gezüchtet wurde.
—
Aaaahhh!!!
Unumgänglich jetzt zu sagen, dass die, von mir in meinem Roman beschriebene, von mir teilweise so erlebte Romanze, unter anderem aufgrund der Entdeckung von Zusatzromanzen mit Personen, die in der Nähe von Rom wohnen, schief lief…
—
Oh weh. Ich gab ihm Blumen, aber er wollte Blumenkohl.
—
Nein, weichet von mir, finstere Gedanken!
—
Ich räume auf und sortiere und mahne mich, richtig zu leben, weiterhin richtig zu leben.
—
Nämlich so, dass ich von jetzt ab, wie auch immer schon und immerdar schöne Augenblicke aneinanderreihe, um mich an deren ewiger Wiederkehr zu erfreuen. Denn es gibt ja nicht nur ein Muster, sondern viele Muster.
—
Es gibt ja nicht nur die Mandelbrot- Menge, sondern auch die Julia- Menge und die Fibonacci- Spirale und die Hilbert- Kurve-
usw. usf.etc.pp.
6 Kommentare
KommentierenEin highlight, und der highlight im highlight „Auf den Moment der Klarheit folgt Verwirrung, weil man mit der Klarheit nicht klarkommt.“
es is wies is…
S e h r s c h ö n !
i know 🙂
Danke!
🙂