Neulich im Museum hing da wieder ein Immendorf. Mir wurde seltsam. Erst wusste ich nicht warum, aber dann doch.
Es war wie immer:
Oh cool, Immendorf, dachte ich erfreut. Ich mag seinen Stuff. Immer funny, immer deep.
Ich bleibe stehen und lasse mich drauf ein, aber irgendwas ist komisch, ich kann’s nicht so richtig abfeiern, außerdem wird mir übel.
Ist es die abgestandene Museumsluft?
Bin ich schon zu lange hier drin, in der fensterlosen Gruft mit den toten Bildern und den saturierten Kulturtouristenrentnermassen?
Aber dann fällt es mir wieder ein:
Immendorf, Immendorf, lass die Kirche Immendorf, da war doch irgendwas.
Immendorf! Das war der mit dem Koks und den Nutten im Hotel.
Obwohl der die schöne junge Frau hatte. Und die hat trotzdem zu ihm gestanden und sich nicht scheiden lassen, warum das denn nicht, hilfehilfe.
Jedenfalls es ist immer so, dass ich mich beim Anblick eines Immendorfs erst freue und dann kommen aber Brainfog, Angst, Übelkeit, nachhausewollen.
Vielleicht hat sie ihn nicht verlassen, weil sie auch Malerin ist und sie hat profitiert. Das war doch kein Augenhöhe Dings, die war doch viel jünger als der.
Oder vll ist sie zwar viel jünger als er, aber viel reifer als ich.
Betrug macht ihr keine Angst.
Eifersucht kennt sie nicht.
War es keine Liebe
oder war es wahre Liebe.
Oder war es ein Deal
also Ware statt Liebe.
Oder alles zusammen.
Aber auf jeden Fall schlimm.
Und wenn sie ihn deswegen nicht verlässt, dann hat sie es nicht besser verdient, als beschissen zu werden. Aber wieso soll sie das verdient haben. Sie kann machen was sie will, also ob sie bei ihm bleibt oder geht, tut nichts zur Sache. Das ist das Schlimme, wenn man beschissen wird, man reagiert, ob man will oder nicht.
Ab dem Moment, wo du zuhause sitzt, während dein Mann im Puff Kokain von den Brüsten einer anderen saugt, ist alles was du tust, egal was du tust oder nicht tust: Reaktion.
Wenn du weiter machst, machst du TROTZDEM weiter, wenn nicht, dann DESWEGEN nicht.
Ab da steht ein Elefant im Raum. Wenn du lachst dann trotz Koks und Nutten, wenn nicht, dann wegen Koks und Nutten.
Warum hat er ihr das angetan.
Denke ich, anstatt an was anderes zu denken und einfach weiterzugehen, weil ich das doch gar nicht beurteilen kann.
Mache ich ja auch, aber trotzdem denke ich dran, es kam zu plötzlich. Der Immendorf hing da und ich war unvorbereitet und blauäugig, habe nichts Böses geahnt, dabei ist es doch jedes Mal so ein Abfuck im Museum.
Besonders in Österreich, das ist doch nichts Neues. Die Österreicher haben ein Faible für Kinderschänder. Wenn du in Wien ins Museum gehst, dann hauen sie dir Helnwein oder Nitsch und Mühl und Brus oder ähnliche Wiener Aktionisten Ekelpakete auf die Augen. Die sind ihr ganzer Stolz, diese grausigen Waldschrate. Die sind Nationalheiligtum, diese perversen Überwiderlinge.
Aber zurück zu Immendorf.
Es gibt eine Doku über seine Frau, vielleicht sollte ich mir die mal ansehen.
Aber nein, jetzt kommt’s noch wilder:
Ich habe sogar Angst davor, die Doku zu sehen. Ich habe so viel Angst vor Immendorf und den unaussprechlichen Vorgängen im Hotelzimmer, dass ich auch Angst vor der Doku über seine wunderschöne Frau habe.
Wieso hat er sie hintergangen- sie ist einfach wunderschön.
Kein Wunder, dass er sie hintergangen hat, ihm hat was bei ihr gefehlt, die ist bestimmt ein eiskaltes berechnendes Biest, sonst hätte sie ihn deswegen verlassen.
Aber wieso verlässt er sie dann nicht, wenn ihm was fehlt, sondern er kokst mit Nutten im Hotel.
Immendorf und Immendörflerin. Was sind diese Leute für bodenlose Spießer, was sind das für Abgründe.
Mir macht das Angst. Fühle mich wie ein Kind, dessen Eltern sich streiten. Man denkt man ist daran schuld, keiner sagt einem was los ist, man versteht nicht, was passiert, unaussprechliche geheime bedrohliche Erwachsenenwelt.
Man wird ganz leise und brav und hofft so, Einfluss nehmen zu können, aber das Böse lässt sich nicht kontrollieren, Dinge passieren, man fällt ihnen zum Opfer ohne dass man irgendwas dagegen tun kann. Sie streiten, sie trennen sich, sie verlassen erst einander, dann ihr Kind. Ich bleibe allein zurück, muss ins Heim, keiner liebt mich, keiner gibt mir zu essen, ich werde sterben, ich will sterben. Ich will nicht sterben.
Das ist der Tod. So ist das Leben.
Warum hat er ihr das angetan, dass ich bei Immendorf immer an seine Frau denken muss. Und da irgendwas auf sie projiziere.
Ob sie ein Biest ist oder sein Opfer, ob sie hübsch oder hässlich ist, oder hübscher oder hässlicher als die Prostituierten in seinen Hotelssuiten.
Das könnte nur Immendorf beantworten. Aber der ist tot und der würde die Frage auch nicht beantworten, sondern sagen dass kann man so nicht sehen und das geht einen nichts an und dass man sich nicht so anstellen soll und dass gar nichts war und dass es seine Sache ist und sein gutes Recht und wenn ich weiter frage, geht er einfach wortlos weg.
Immendorf würde das Geheimnis um keinen Preis preisgeben und dann ist sie wieder da, die Angst vor dem Unaussprechlichen, die Angst vor dem Geheimnis, Blaubarts achte Kammer, die Angst vor dem Tod, der Tod.
Und wenn schon nicht das Gesicht, dann der Körper. Er musste es ja wissen, wer die festesten Brüste, den straffesten Bauch, den glattesten Hintern hatte.
Wer besser im Bett war, geschickter. Sie oder welche von den Prostituierten.
Oder war es deswegen, weil sie ihn nicht mehr rangelassen hat, weil sie ihn eklig fand, den Alten. Aber warum hat sie ihn dann nicht verlassen.
Warum hat er ihr das angetan. Wie hat sie das ausgehalten und warum.
Warum hat Immendorf mir die Gelegenheit zu solchen Gedanken gegeben.
Das ist auch so schlimm am Betrogen werden. Man wird mit den Anderen nackt in einen Käfig gesperrt.
Ein widerliches Gefühl. Wie nach dem Sport in der Umkleidekabine.
Saurer Schweiß und böse Blicke.
Warum hat er ihr das angetan.
2 Kommentare
KommentierenUm die im Text gestellte Frage zu beantworten: Immendorf war schwer krank.
ach soooo. na dann.