Feelings

Neulich abend war ich in der Volksbühne und danach sind wir in die Kantine und wir waren da und ein paar andere auch, aber natürlich nicht Frank, denn Frank will das Haus nicht mehr betreten. Sowieso, das Haus. Da ist alles nur noch Katastrophe.

Mir wurden Interna anvertraut:

“Bis auf die XYZ sind hier alle nur noch dumm. Die wissen nichts, kennen nichts, können nichts, verstehen nichts. Diese Leute sind völlig verroht. Die kümmern sich nur noch um ihre eigenen Gefühle.”

No doubt. Merkt man ja auch sofort an der Kantine. Rauchen darf man da schon lange nicht mehr und auf dem Damenklo  gibts jetzt Gratis -Tampons.

Castorf ist weg und kommt nie wieder, Pollesch ist tot, aber dafür gibts jetzt Gratis Tampons auf dem Klo von der Volksbühnenkantine. 

Tampons! Die können sie sich sonstwohin schieben.

Tampons brauche ich nicht mehr, bei mir blutet nur noch das Herz.

Und auch das nicht mehr regelmäßig. Die Volksbühne ist mir schon lange egal und auch sonst habe ich dazugelernt. Ich fühle nicht mehr immer gleich sofort so idiotisch viel und manchmal schreibe ich ja noch was, bin also noch nicht komplett verroht, sondern immer nur kurz davor durchzudrehen. Also weitgehend entspannt.

Bald fahre ich für ein paar Wochen allein nach Nordafrika und entspanne da bestimmt noch weitgehender, bzw. habe Angst, dass ich da auch einfach nur nichts weiter mache, als nächtelang Insta- Storys von meinen Situationships zu gucken, weswegen ich die App gelöscht habe. Aber das ist nicht so schlimm. Ich kann die ja jederzeit wieder runterladen.

Ich bin einfach viel zu weich für diese Welt. Ich bin einfach viel zu nett. Ist das nicht toll? 

Der neueste Mental Health Trend ist ja “Shadow Work”. Das bedeutet, man soll sich negativen Erfahrungen mit negativen Menschen stellen, sich dem Shit aussetzen, anstatt ihn zu vermeiden. Was ich super finde, also ich feiere diesen Trend, weil das für mich nämlich bedeutet, dass ich wieder mehr Spielraum habe.

ABER man soll dabei aufpassen, dass man es nicht zu weit treibt, also dass man nicht ins Trauma Bonding reinkommt,  womit gemeint ist, die Dopamin- Abhängigkeit, also die Sucht nach permanenten Ärger. Weil es dann vorbei damit ist, mit dem weitestgehend entspannt sein und man dann vielleicht nicht mehr heil, also geheilt aus der Sache rauskommt, sondern ungeheilt, also kaputt und dann kann man wieder von vorne anfangen.

Aber ich muss nicht aufpassen, weil ich bin ja gar nicht kaputt, weswegen ich also sehr sehr sehr gut geeignet bin, für die Shadow Work, jedoch leider zahlen die nur Mindestlohn.

Mindestlohn immerhin! Das ist besser als Nichts. Wäre das eigentlich ein guter Romantitel? “Besser als Nichts.” 

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