Der eine Datingcoach auf Tiktok empfiehlt: Wenn dein Gegenüber das Date kurz vorher absagt, dann kannst du es entweder noch höher hängen und dich die nächsten Monate erst recht nur um es drehen, oder aber dir sagen: “Geil, weiß ich Bescheid.”
Und das Gegenüber abschießen und ab da ein schönes Leben haben, weil der Lurch nicht mehr dabei ist.
Genau so mache ich es ja auch immer inzwischen. Lurchen nix durchgehen lassen, Lurche abschießen etc. pp.
Manchmal frage ich mich, ob ich es mir damit nicht selber sinnlos schwer mache. So geil ist das lurchlose Leben ja auch nicht. Aber mit wärs noch schlimmer. Außerdem mache ich das ja nicht mit Absicht. Ich halte einfach keinen Shice aus.
Trotzdem schade andererseits. Wäre ich duldsamer, könnte ich mich doch safe hin und wieder vom Lurch betatschen lassen.
Letztes Jahr um diese Zeit hatte ich sogar zwei Lurche. Quasi Sex rund um die Uhr.
Aber ich habs nicht ausgehalten, obwohl ich es so gern wollte.
Aber wenn ein Mann kein Mann ist, dann sind zwei erst recht keiner.
Manchmal bin ich traurig, wenn ich meinen wunderschönen unberührten nackten Leib im Spiegel betrachte und denke: Was für eine Verschwendung.
Tränen rollen.
Andererseits macht mich der Anblick froh. Reiner heiliger unberührter strahlender glatter unbefleckter Leib.
Keine schmierigen Lurchfinger dürfen ihn befingern.
Mein Körper ist ein Tempel. Heilig und unbefleckt.
Wenn der Lurch mich so sehen könnte, würde er sich in den Arsch beißen, dass ihm das entgeht. Selbst schuld, Schurke.
Je länger ich unberührt bleibe, desto schöner und zufriedener bin ich. Die Enthaltsamkeit macht mich wieder jung.
Alt und grau hatten mich die Lurchfinger gemacht. Vollkommen abgerockt verließ ich morgens das Lurchloch. Mit Rückenschmerzen, wundgeriebenen Knien und Fingern, zittrig, rotäugig und mit welker fahler Haut. Halbtaub, halb blind. Dem Tod näher als dem Leben. Ein wandelnder Deutschrap- Track.
Aber jetzt bin ich prall und drall. Rotwangig, braungebrannt, durchtrainiert, muskulös. Unberührt und heilig wandle, nein schwebe ich durch meinen Bezirk, wie der Dalai Lama.
Leute erkennen mich nicht wieder, so gut sehe ich aus.
Liebe ist, wenn es Selbstliebe ist.
Mit der Lurchliebe ist es wie mit dem Alkohol. Ich vertrage sie einfach nicht. Ich kann sie nicht aushalten.
“Ich kann nicht mehr.” sage ich und renne schreiend weg.
Die anderen trinken ohne mich weiter bis morgens früh um acht.
Schade.
Von dem spärlichen Rinnsal der Lurchliebe wird mir schlecht. Davon muss ich brechen. Darum muss ich gehen.
Schadeschade sagt der Lurch und macht ohne mich weiter.
Manchmal denke ich, dass ich mich lächerlich damit mache, mich überhaupt noch damit zu befassen. Der Lurch ist weg, denkt nicht mehr an mich, legt seinen Laich woanders ab.
Na und.
