Das Non Plus Ultra

Kennst du das, wenn man in den Spiegel sieht und sich denkt: Wow, ich bin wirklich schön. So gehts mir. Jeden Morgen. Oder Nachmittag, je nachdem wann ich aufwache. Und das zieht sich dann durch. Den ganzen Tag. Jedes Mal wenn ich in den Spiegel schaue und das tu ich oft, freu ich mich einfach. Über mich. Warum auch nicht? Kostet nichts. 

Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe mein Leben gelebt. 

Ich könnte JETZT sterben. Ohne das Gefühl, was verpasst zu haben. 

Im Gegenteil. Mir reicht’s. 

Wenn ich nicht sterbe, dann nur aus Nettigkeit. Meinem Umfeld zuliebe. 

Ich habe alles gesehen. Alles erlebt. Nichts ausgelassen. Im Gegenteil. Mir ist alles zu viel. Aber das ist Frevel. Ich bekreuzige mich rasch. 

Vergib mir, Gott, dass ich Deine Schöpfung kritisiere. 

Verzeih. Ich nehme Deine Gaben in Dankbarkeit an.

Ich verlange nicht nach mehr.

Ich bin zufrieden.

Ich beuge mich Deinem Willen.

Dein ist die Kraft und die Herrlichkeit … wie im Himmel, so auf Erden.

Und wenn ich jetzt sterben sollte,

dann geh ich in Würde ins Reich meines Herrn und Schöpfers.

Auch wenn ich nie in New York war.

Oder Buenos Aires. Oder Peking.

New York…tja… Der Nimbus ist weg. 

Früher wars das Nonplusultra. Heute? Berlin 2.0. 

Nix mehr los. Alles korrupt und leider nicht mehr kaputt. 

Vollgestopft mit Verblendeten, in zu kleinen luxussanierten Wohnungen. zusammengepfercht.

Mittelmäßig sind Laune und Kunst. Alle nur am jammen und jammern.

Alkoholverbot. Rauchverbot. Und wenn man den Times Square einmal als bundesdeutsche Fußgängerzone in HD dechiffriert hat- you can’t unsee it. 

Reisen hat den Reiz verloren. Früher war ich neidisch auf die, die’s tun konnten. 

Heute denke ich, teuer essen gehen, kann ich auch zuhause, wenn ich durch die Bilder scrolle. 

Und im Prenzlauer Berg ist es sowieso am Schönsten. 

Hier sind alle immer happy. Und ich auch. 

Wenn man aufhört zu scrollen und sich auch keinerlei News mehr gibt. 

Also alles weglässt, außer Tanzschritte und Sketche auf TikTok, kann man hier immer noch die beste Zeit haben. 

Gut aussehen, in der Sonne sitzen und Torte essen. 

Sich die Leute ansehen und selber welche sein.

Gestern saß ein Pärchen am Nebentisch und die ganze halbe Stunde, die wir dort saßen, hat der Mann am Nebentisch Nonstop durchgeredet. Ich weiß jetzt alles über seine Exfreundin. 

Und zwar hatte die die längsten Beine von Berlin. 

Sie war wirklich eine Erscheinung. Aber sie hat zu viel über Politik geredet und dabei null Ahnung. Weil eigentlich nicht gebildet. Kein Verständnis für Zusammenhänge. Immer nur FRIEDEN FRIEDEN FRIEDEN! Es war einfach nicht zum Aushalten. Und immer diese Angst. FASCHISMUS! FASCHISMUS! FASCHISMUS! Ja klar, teilweise nicht ganz unberechtigt. Und auch ihr Kleidungsstil. Immer alles ganz eng. Sogar jetzt noch. Manchmal Leoprint von Kopf bis Fuß. Vielleicht war er auch zu schwach dafür. Die Blicke der anderen, jedesmal. Wie die Männer sie angeguckt haben, wenn sie zusammen irgendwo reinkamen. Das war ihm einfach zu viel.  

Und ihre besten Zeiten hat sie hinter sich. So schön wie früher ist sie nicht mehr. Auch wenn sie noch an ihm hängt. Für ihn ist es vorbei.

Er sah gar nicht so schlecht aus. 

Aber nur aus einer gewissen Perspektive. Wenn er sich bei Reden ins Profil drehte. 

Aber nicht zu weit. Vielleicht lag es auch an seiner Sonnenbrille. Oder an meiner Sonnenbrille. 

Er hat noch mehr erzählt, aber ich befand mich ja selbst in einem Gespräch mit meinem Begleiter. Worum ging es da eigentlich? 

Der Typ am Nebentisch war nicht mein Fall. Sein Hintern gefiel mir nicht und X- Beine und schlappe Haltung und das Haar zu grau und die Jeans oben zu ausgeleiert und unten zu eng und aufgerollte Socken überm Bund und seine Sneaker von keiner der erlaubten Marken. Auch die Jacke ging nicht klar und ich dachte, alles ok, nichts verpasst. 

Die Frau die bei ihm saß- ob die ihm überhaupt zugehört hat, weiß ich nicht. 

Ihre Augen blieben verborgen hinter verspiegelten Sonnenbrillengläsern. 

Vielleicht war sie froh, dass er redete und sie nichts zu sagen brauchte. Über ihren Ex zum Beispiel. 

Ich mag das auch ganz gerne. Kaffee trinken und Kuchen essen und dabei in die Sonne blinzeln und dabei Leute beobachten und mit halbem Ohr jemandem zuhören. Das Leben genießen. Ganz unbehelligt. Das ist das Nonplusultra. 

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